Putin empfängt Erdoğan – Neustart für Getreideabkommen?

Der Nato-Staat Türkei bietet sich im Ukraine-Konflikt immer wieder als Vermittler an - nun sogar auf höchster Ebene. Im Kampf gegen den Hunger in der Welt könnte das von großer Bedeutung sein.

KRONOS 01 Eylül 2023 DE

Foto: Mikhail Klimentyev/Kremlin Pool/Planet Pix via ZUMA Press Wire - Depo Photos

Mitten im Ukraine-Krieg will der russische Präsident Wladimir Putin direkt mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan verhandeln. Bei dem Treffen soll es am Montag um den Neustart des Abkommens gehen, das ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer sichert. Militärisch versucht die Ukraine weiter, Russland mit Drohnen-Angriffen unter Druck zu setzen – teils offenbar mit neuartigen Papp-Drohnen. In Deutschland fordert die Union, rasch Taurus-Marschflugkörper an Kiew zu liefern.

Russland hatte das Getreideabkommen mit der Ukraine Mitte Juli nicht verlängert und mit Angriffen auf Schiffe gedroht, die aus ukrainischen Häfen auslaufen. Faktisch herrscht somit eine Seeblockade, auch wenn am Freitag die Abfahrt zweier Frachtschiffe aus südukrainischen Schwarzmeerhäfen gemeldet wurde. Für eine Neuauflage des Abkommens stellt Moskau Bedingungen. Dazu gehören westliche Garantien, dass auch Russland ungehindert Getreide und Dünger ausführen darf. Ankara betont, wie wichtig das Abkommen für die sichere Versorgung der Welt mit Lebensmitteln sei.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Freitag laut Nachrichtenagentur Interfax, Putin und Erdoğan wollten ihre Gespräche am Montagmittag in der russischen Stadt Sotschi beginnen. Über das Getreideabkommen hatten zuvor die Außenminister beider Länder verhandelt. Der Nato-Staat Türkei bietet sich im Ukraine-Konflikt immer wieder als Vermittler an, zumal Erdoğan lange einen guten Draht zu Putin hatte. Zuletzt waren die Beziehungen laut der dpa etwas abgekühlt.

Drohnenangriff auf AKW-Stadt Kurtschatow in Südwestrussland

Russland hatte im Februar 2022 seine Invasion in die Ukraine gestartet und hält etwa ein Fünftel des Nachbarlands besetzt. Die Ukraine fährt seit dem Frühsommer eine Gegenoffensive, kommt aber nur langsam voran. Immer häufiger werden zugleich Drohnen-Angriffe auf russisches Territorium gemeldet.

So soll beim Angriff einer Drohne auf die russische Atomstadt Kurtschatow im Gebiet Kursk nach offiziellen Angaben ein Verwaltungsgebäude getroffen worden sein. “Die Fassade ist leicht beschädigt”, schrieb Gouverneur Roman Starowoit auf seinem Telegram-Kanal. Die Stadt hat etwa 40 000 Einwohner, sie wurde zum Betrieb des Kernkraftwerks Kursk in den 1970er Jahren gebaut. Bei Kursk war vor einigen Tagen ein russischer Militärflughafen attackiert worden. Dabei soll Kiew erstmals Drohnen aus Karton eingesetzt haben, die für die Flugabwehr schwer zu orten sein sollen.

Neben Kursk meldeten auch das Gebiet Belgorod an der Grenze zur Ukraine und das Gebiet Moskau Drohnenangriffe in der Nacht beziehungsweise am Morgen. In beiden Fällen sollen die Drohnen aber von der Flugabwehr abgefangen worden sein. In Moskau nahmen die Flughäfen nach mehrstündiger Unterbrechung ihren Betrieb wieder auf. Die Angaben der Kriegsparteien sind oft nicht unabhängig zu überprüfen.

Spitze der Unionsfraktion für rasche Taurus-Lieferung an die Ukraine

Deutschland unterstützt die Ukraine mit diversen Waffen-Systemen, doch hatte Kiew zuletzt erneut mehr Unterstützung gefordert. Dabei geht es vor allem um Marschflugkörper vom Typ Taurus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zögert noch. Die Spitze der Unionsfraktion im Bundestag stellt sich hingegen eindeutig hinter den Wunsch aus Kiew.

“Diese Marschflugkörper sollten geliefert werden, so wie Frankreich und Großbritannien ja auch Marschflugkörper bereits liefern, um der Ukraine weiter auch aus der Luft heraus zu helfen”, sagte Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) am Rande einer Klausurtagung. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt äußerte sich ähnlich, betonte aber auch, Taurus werde den Krieg nicht entscheiden. Es fehle auch massiv an Munition. Insgesamt müsse mehr und schneller geliefert werden.

London: Russland schützt Krimbrücke mit Unterwasserbarriere

Russland versucht nach britischer Einschätzung inzwischen, seine wichtige Brücke zur 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim besser zu schützen. Mit Stand von Dienstag bestätigten Bilder, dass Russland eine Unterwasserbarriere errichtet habe, schrieb das britische Verteidigungsministerium beim Kurznachrichtendienst X. Dafür seien Schiffswracks und treibende Absperrungen genutzt worden. Im südlichen Teil der Brücke befänden sich mehrere Schiffe im Abstand von 160 Metern.

Die Straße von Kertsch, die das Schwarze Meer und das Asowsche Meer verbindet, sei ein Nadelöhr, um russische Streitkräfte in den besetzten Gebieten Cherson und Saporischschja militärisch zu versorgen. Russland setze etwa auch Rauchgeneratoren und Luftabwehrsysteme ein.

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