Im Schatten des anhaltenden Gaza-Konflikts hat die Türkei einen kontroversen Boykott "israelischer" Produkte ausgerufen, darunter Marken wie Coca Cola, die in der Türkei tätig und nicht israelisch sind.
Im Schatten des anhaltenden Gaza-Konflikts hat die Türkei weite Teile ihres Staatsapparats mobilisiert, um einen staatlich verordneten Boykott israelischer Produkte auszurufen. Dieser kontroverse Schritt hat in der Türkei und international für Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Der Boykottbefehl, der auf breite Unterstützung in staatlichen Institutionen und Gemeindeverwaltungen stößt, soll ein Zeichen der Solidarität mit den Palästinensern inmitten des Gaza-Konflikts setzen. Sogar gastronomische Einrichtungen auf dem Gelände des türkischen Parlaments sind von diesem Boykott betroffen. Dort dürfen fortan keine Produkte von Unternehmen mehr verkauft werden, die “offen ihre Unterstützung für die Kriegsverbrechen Israels erklären”, wie auf der Parlamentswebseite bekanntgegeben wurde. Die konkreten Produkte, die von dieser Maßnahme betroffen sind, blieben bisher unklar.
Ali Erbaş, der Leiter der türkischen Religionsbehörde Diyanet, hat öffentlich zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen. Er betont, dass es von großer Bedeutung ist, Produkte von Unternehmen zu boykottieren, die den Zionismus unterstützen, und dass ein entschlossener und dauerhafter Boykott eine wichtige Maßnahme ist, um gegen Unrecht und Unterdrückung vorzugehen.
Die Wirtschaft bekommt bereits die Auswirkungen zu spüren. Nachdem zahlreiche Stadtregierungen und Provinzeinrichtungen ebenfalls zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen haben, zog die staatsnahe Türkische Fluggesellschaft (Türk Hava Yolları) Konsequenzen. Als Reaktion auf den öffentlichen Druck entschied sich die Fluggesellschaft dazu, Produkte wie Coca Cola, Pepsi und Cappy aus ihren Flughafenlounges zu verbannen. Diese Produkte wurden durch Alternativen ersetzt.
Coca Cola wird in der Türkei abgefüllt
Der türkische Aktienmarkt verzeichnet Reaktionen auf diese Entwicklungen. Die Aktie von Coca Cola, die in der Türkei boykottiert wurde, erlebte in der letzten Woche einen erheblichen Anstieg und erreichte Rekordhöhen. Gleichzeitig gibt es auch kritische Stimmen gegen den Boykott. Die bekannte Journalistin Şirin Payzın äußerte sich skeptisch und stellte die Frage, ob der Boykott von israelischen Produkten, wie dem Entfernen von Cola-Dosen, tatsächlich eine wirksame Protestaktion gegen das israelische Vorgehen in Gaza sei. Sie wies darauf hin, dass Coca Cola eine US-Marke ist und in der Türkei hergestellt wird, was wenig mit Israel zu tun hat.
Während seines jüngsten Besuchs in Kuwait sprach der türkische Handelsminister Ömer Bolat über die Herausforderungen und Ziele der türkischen Handelsbeziehungen mit Israel, ohne auf die heftig diskutierten Boykottaufrufe gegen israelische Produkte in der Türkei einzugehen. In einer Pressekonferenz, die während seines Kuwait-Aufenthalts stattfand, betonte Minister Bolat, dass der Handel zwischen der Türkei und Israel seit dem 7. Oktober um über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken sei. Dies sei hauptsächlich auf “Veränderungen in den Vorlieben von Verbrauchern und Unternehmen” zurückzuführen.